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... und täglich grüßt der Beckenschiefstand

Fall: Warmblutstute, 9 Jahre alt, wird von Besitzerin hauptsächlich Dressur geritten.
Besitzerin hat sie selbst ausgebildet und ist die einzige Person die auf ihr reitet.
Zu Beginn hatte die Besitzerin den Eindruck, dass beim Reiten der Stute beide Seiten etwa gleich „stark“ sind. Anfangs war die altersbedingte Unbalanciertheit zu spüren, die sich aber im Laufe des Trainings stabilisierte.
Seit etwa einem halben Jahr scheint die linke Seite die schlechtere geworden zu sein. Obwohl die Besitzerin seither hauptsächlich die linke Seite trainiere, wird das nicht besser. Hinzu kommt, dass die Stute seitdem immer wieder Taktfehler zeigt.
Unterschiedliche Sättel, Trensen, Gebisse und Trainingsansätze haben keine nennenswerte Besserung gezeigt. Was könnte die Ursache hierfür sein?
 
Bei dem oben zu lesenden Fall – und ähnlich gelagerten Fällen – liegt immer die Vermutung nahe, dass das Pferd gestürzt oder kräftig weggerutscht ist. Aber auch anderes könnte zugrunde liegen.
Zum einen könnten die Zähne ein Auslöser sein .
Ein anderer wäre ein oder mehrere „verschobene“ Wirbel, welche die Wirbelsäule in der Biegung blockieren und so dazu führen, dass das Pferd in der Linksbiegung schlechter zu reiten ist.
Oder aber ein Beckenschiefstand, was ich persönlich für am wahrscheinlichsten halte.
Der Beckenschiefstand in all seinen Ausprägungen ist eine häufige Symptomatik, die verschiedenste Gründe haben kann. So kann dies zum Beispiel in der direkten Ursache durch Huffehlstellungen, schlecht sitzendes Sattelzeug, Fehlspannungen in der Muskulatur oder Traumen (zum Beispiel ein Sturz) entstehen.
Ausgelöst werden kann dies aber auch durch eine Störung irgendwo anders im Körper, dessen indirekte Auswirkungen sich im Becken zeigen.
Hat das Pferd beispielsweise Schmerzen in einem Huf, versucht es diesen natürlich zu entlasten.
Aufgrund der dadurch entstehenden – für den Körper dauerhaft schädlichen – Schonhaltung entstehen oftmals Verspannungen, die zu solch einer hartnäckigen Fehlstellung führen können.
Wenn das ursprüngliche Problem ausgeheilt ist, werden die Folgen jedoch leider oft weder beachtet noch behoben.

Es wird noch komplizierter. Beim Beckenschiefstand muss man manchmal über das Pferd hinaus schauen und den Reiter selbst betrachten. Ist der Mensch körperlich schief, und hat selbst einen Beckenschiefstand, kann er nie gerade im Sattel sitzen. Sitzt man also schief und belastet eine Seite des Pferdes mit mehr Gewicht, passiert folgendes: Unser vierbeinige Freund muss kompensierende Bewegungen machen, um das Reitergewicht auszugleichen. Auf Dauer wird das Pferd damit ins Ungleichgewicht gebracht. Dies äußert sich häufig im Becken. Warum manifestiert sich das so?
Immerhin sitzen wir ja nicht vierundzwanzig Stunden des Tages obenauf! Stellen Sie sich vor, Sie tragen zwei Taschen, eine auf der linken, die andere auf der rechten Schulter. In der rechten Tasche befinden sich 1000 Gramm mehr Gewicht als in der linken. Dauerhaft werden Sie schief laufen. Selbst wenn Sie das nicht durchgängig machen. Werden Ihre Schultern schief, wird die Wirbelsäule schief, das Becken wird schief, denn der Körper ist ein zusammenhängendes „Gebilde“. Man muss immer bedenken: Jede Körperregion ist zwar einzeln benennbar, aber ohne all die anderen Partien können sie nicht bestehen und auch nicht gesund sein.

Ist der Beckenschiefstand beim Pferd – mit welcher Ursache auch immer – eingetreten, wird dies auf jeden Fall in der Bewegung auffallen. Denn hierbei verschiebt sich die eine Seite des Beckens nach oben, die andere sinkt ab.
Infolgedessen ist es für das Pferd körperlich schlichtweg nicht mehr möglich, sich richtig zu biegen, unter zu treten oder Schub zu entwickeln. Oft verändert sich der Takt, auch die Schrittlängen der Hinterbeine weisen häufig Differenzen auf. Ist das Pferd in sich verzogen, kann der Rücken nicht mehr richtig schwingen und das Pferd wird steif. Leider bestehen solche Probleme oft Jahrelang, ohne erkannt zu werden. Tatsächlich kaufen manche ein Pferd, ohne zu wissen, dass hier etwas im Argen liegt, da es ja „schon immer“ dieses Gangbild zeigt.

Werden alle oben aufgezählten Punkte nicht erkannt, fällt vielleicht irgendwann auf, dass die Stute unfruchtbar ist, und keiner weiß warum. Dass das Pferd plötzlich Probleme mit seinen Ausscheidungen hat, Harn und Kot unter Schwierigkeiten absetzen kann. Dass andere Organe beeinträchtigt sind, und die Ursache ungeklärt ist.
 
„Mein Pferd hat einen Beckenschiefstand.“ Das ist so schnell gesagt, aber es hängt unglaublich viel daran – sowohl in der Ursache, als auch in der Folge!
Deshalb sollte man so früh wie möglich handeln, und sich und dem Pferd viel Leid und Ärger ersparen!

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